Wednesday, May 23, 2007

Schulbus - Shortbus

Ich bin verliebt. Total und komplett. In wen? In Shortbus. Ich hatte das Shortbus-Cover schon einige Male in der Videothek meines Vertrauens gesehen und den Film auch schon einige Male in der engeren Auswahl gehabt, aber jedes Mal verlor Shortbus gegen Filme wie Kane, Basic Instinct 2, Ab durch die Hecke oder irgendein billiges Horrorfilmchen.
Gestern habe ich ihn dann mitgenommen, dummerweise war Subjekt Two schon ausgeliehen und ich war nicht in die Stimmung für „Ein gutes Jahr“, also packte ich Shortbus ein und hockte mich mit einer großen Schüssel Salat vor den Fernseher. Was soll ich sagen? Ich war schockiert. In den ersten 15 Minuten des Films wird man Zeuge wie sich ein junger Mann selber in den Mund spritzt und sich dabei filmt, ein andere spritzt auf ein Gemälde während er von einer Domina die Füße versohlt bekommt und eine asiatische Therapeutin turnt mit ihrem haarigen Boyfriend mal eben das komplette Kamasutra durch. Ich meine man sieht das wirklich, fullview sozusagen, mit Erektionen, Lubrikation, Vagina, Penetration und Sperma. Irritiert gucke ich vom Bildschirm zu meinem Salat und wieder zurück, die Gabel ist irgendwo zwischen Schüssel und Mund in der Luft festgefroren und eine Mischung aus Olivenöl, Balsamiko und Pinienkernen tropft auf meinen Oberschenkel. Ich hatte nicht gewusst das es ein Porno ist. Ist es aber auch nicht. Es ist ein wundervoller Lesben-Homo-Hetero- Streifen voller Verletzlichkeit und Emotion der halt mit der einen oder anderen sehr expliziten Szene garniert ist. Innerhalb von Minuten verknalle ich mich in alle Darsteller sogar in den komischen Twink obwohl ich keine dünnen blonden Typen leiden kann, in die Asiatin obwohl ich recht kühl gegenüber Asiaten bin und sogar in die Domina Severen obwohl die ein hartes Gesicht und ne schlimme Frisur hat. Ich verknalle mich in den transigen Chef des Shortbus und in ein wunderschönes tätowiertes Mädchen und ihren Partner das von der Asiatin beobachtet wird. Am meisten verknalle ich mich in eine der Lesben im Mösenpalast , ihr Name ist Bitch , sie hat Dreadlocks, ist Musikerin und hat einfach eine unglaubliche Ausstrahlung. Der ganze Film, seine Handlung, die Präsenz der Darsteller...alles berührt mich zutiefst. Der ganze verdammte Film ist wie eine Operation am offenen Herzen. Am Tag danach google ich mir die Seele aus dem Leib und untersuche minutiös die Shortbus-Homepage . Dort erfahre ich dann das es ursprünglich kein Skript zum Film gab sondern das die Schauspieler, die danach ausgewählt wurden wie sehr sie sich zu einander hingezogen fühlten, die ganze Geschichte selber im Rahmen eines Workshops erarbeiteten. Grandios. Ich bin sicher das jeder einzelne von ihnen sich selber gespielt hat, seine eigenen Erfahrungen in die Figuren und den Film hat einfließen lassen. Das ist echt...das ist Leben. Draußen ist Frühling und ich bin verliebt.

Amen & out

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