Wednesday, May 23, 2007

Work and tell oder doch besser schreiben und schweigen?

Trix´es Kritik an Magnolia begann zwar nicht wie erhofft mit den Worten „ich lieeeeebe deine Geschichte...“ aber sie beinhaltete die Worte beeindruckt, dein Bilder und Sprachgewalt. Das ist mir fast schon lieber. Zur Zeit hat sie einen Teaser von Gourmets und andere Sünder zum reinlesen vorliegen. Bin mal gespannt wie ihr der Stoff zusagt
Auch Trix´es neues Romanprojekt klingt sehr spannend. Ich werde hier natürlich nichts darüber verlauten lassen nur soviel: der Plot ist super und ist genau nach meinem Gusto.
Ich finde es toll wie offen sie darüber spricht. Ihr Projekt meine ich. Ich kann das nicht, also über die Sachen an denen ich gerade arbeite reden. Bei Artikeln geht das, bei Kolumnen auch noch. Aber bei allem was länger als eine durchschnittliche Kurzgeschichte ist geht da gar nichts mehr. No Sir!
Warum? Ich weiß nicht recht. Irgendwie habe ich das Gefühl das es Unglück bringt . Es mich beim Schreiben hemmt. Wenn ich darüber rede kommt es mir vor als würde die Story an sich an Kraft und Attraktivität verlieren. Ich kann sie dann nicht beenden, ganz so als hätte das beschreien der Geschichte mein eigenes Interesse an der Storyline gemindert und schließlich zum versiegen gebracht.
Auch die Angewohnheit Dirk und Nina während des Schreibens Passagen vorzulesen oder zum lesen zu geben habe ich abgelegt. Früher erzählte ich den beiden immer woran ich arbeitete , erklärte den Plot oder erstatte Bericht darüber was ich als nächstes schreiben würde. Mittlerweile fällt es mir schwer überhaupt zu erwähnen das ich schreibe. Ich arbeite, kommt mein knapper Kommentar. Wenn ich gefragt werde woran ich arbeite kommt es manchmal sogar vor das ich lüge und sage ich würde einen Artikel oder eine Kritik schreiben während ich in Wirklichkeit an einem Essay oder einer Kurzgeschichte schreibe. Das geht soweit das ich noch keiner Seele von meiner aktuellen Arbeit erzählt habe und Dirk und ich das Projekt nur „die Gebrauchsanweisung“ nennen. Was machst Du?, fragt er z.B. wenn er anruft. Ich arbeite an der Gebrauchsanweisung, sage ich dann. Manchmal lasse ich mich dazu hinreißen zu verraten wie viele Seiten ich geschrieben habe. Aber das war es dann auch schon. Wenn das nicht mal wieder total meschugge ist dann weiß ich es auch nicht.
Sind alle Schreiberlinge so? Ich glaube nicht. Eher glaube ich das ich wohl ein besonders verkorkster Fall bin. Aber einen kleinen Knacks haben sie irgendwie doch alle.
Kürzlich wurde ich, ich weiß gar nicht mehr ob von Dirk oder Nina, gefragt ob ich es nicht toll fände in ein er Beziehung zu leben in der beide Schreiben. Man könne sich gegenseitig inspirieren, sich Ratschläge geben, füreinander Testlesen und auch für einander Manuskripte lektorieren. Ich überlegte. Kurz. Nein das wäre ganz und gar nicht toll. Nicht mal witzig oder unterhaltsam. Es wäre schrecklich. Ich will nicht das jemand der Tisch und Bett mit mir teilt meine Arbeiten lektoriert oder sich erdreistet mir Ratschläge zu geben. Außerdem mag ich keine anderen Autoren, zumindest nicht als potentielle Beziehungen. Andere Autoren, entweder ich finde ihren Kram schlecht oder ich liebe ihren Kram. Ersteres ist schlecht, zweiteres noch schlechter da ich von Natur aus ein eifersüchtiger Mann bin. In einer Beziehung würde ersteres zu einem Mangel an Respekt und zweiteres zu Eifersüchteleien und gespannter Stimmung führen. Ich weiß das klappt bei vielen Paaren. Bei Virginia und Mister Woolf klappte es vorzüglich...bei Anais Nin und Henry Miller klappte es ebenso gut...auch im Hause Durlacher und De Winter geht das reibungslos ( um ehrlich zu sein wirkt dieses wundervolle Gespann geradezu erschreckend harmonisch, ich muss gestehen ich liebe die beiden) ...aber bei mir würde das zu Chaos und geradezu griechisch anmutenden Dramen führen. Zu Gebrülle, Türen knallen und beleidigt an meinem Schreibtisch sitzen. Oder gar zu sich mies fühlen, zu nachts wach liegen und sich fragen warum man nicht selbst dieses eine wunderbare Wort oder diesen einen perfekten Satz gefunden hat. Es würde zu kühlem Schweigen am Frühstückstisch oder zu Bitten im Imperativ ( Zucker! Brötchen! Sofort!) führen. Wer weiß? Vielleicht würde ich mir nach dem ersten Bestseller meiner besseren Hälfte sogar einbilden das sie das alles, oder zumindest den Teil der sich so best sellt, bei mir abgekupfert hat. Plagiat!, würde ich zischen wenn wir uns morgens im Flur zwischen unseren Arbeitszimmern begegnen würden.
Ich könnte diesen schrecklichen Faden noch unendlich weiterspinnen aber wir wissen wohin das führt: zu jede Menge teurer Porzellanscherben, toten Haustieren und urinbeflecktem Fisch, immerhin haben wir doch alle den Rosenkrieg gesehen oder? Okay, zwischendurch führt es auch zu wildem multiorgasmischen Sex aber ist es das wert? Ich möchte nicht am Ende meiner Tage in der Halle an meinem schwarzen Kristalllüster hängen.
Daher kann ich sagen das ich die Vorstellung einer Schriftstellerehe geradezu erschreckend um nicht zu sagen abschreckend finde. Jessika und de Winter hin und her, Bilderbuchidylle und zauberhafte Kinder hin oder her...für mich ist das nichts. Seit gewarnt ihr anderen Schreiberlinge, ehelicht besser Politessen, Bäcker, Ballettlehrerinnen , Polizisten, Schweinezüchterinnen, Models oder tahitianische Tintenfischfischer...oder einfach ganz normale Menschen...oder, wenn es kreativ sein soll, gar Malerinnen und Bildhauer...aber last die Finger von der schreibenden Sippe, die ticken nämlich alle nicht richtig.

Amen & out

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