Saturday, January 17, 2009

fundstück, romantisches




Ich schreibe Dir diesen Brief, um Dich meiner unsterblichen, meiner ewigen Liebe zu versichern....*oscar wild






kennt ihr das auch? das ihr alles aufhebt das in irgendeinerweise mit wichtigen meilensteinen eures amourösen privatleben zu tun hat?? ja?..ich bin auch so einer...nichts wird weggeworfen..photos..kinokarten...postkarten...champagnerkorken von gemeinsam geöffneten flaschen...flugtickets...metrokarten..visitenkarten von gemeinsam besuchten restaurants...theaterbillets...einkaufslisten für gemeinsame kochabende...zettel aus glückskeksen ...abschriften von sms´en...zettel die man sich morgens gegenseitig auf den kissen von hotelbetten hinterlässt und handyphotos von botschaften die man morgens nach einer wilden nacht auf dem eigenen badezimmerspiegel vorfindet...und natürlich liebesbriefe...liebesbriefe..wer könnte die einfach wegwerfen? ich nicht...ich horte diese dinge wie einen schatz und komme nicht drumherum hin und wieder all diese erinnerungsstücke vor mir auszubreiten und eine reise in die vergangenheit zu machen...unwillkürlich stellt sich mir dann jedes mal die frage " warum schreiben wir liebesbriefe?"...warum dem oder der einen ja aber der oder dem nächsten nicht?...warum haben ausgerechnet diese briefe voller schwärmereien und wolkenschlösser mehr gewicht als alle anderen? warum können wir uns nicht von briefen trennen selbst wenn wir mit der schreiberin oder dem schreiber kein wort mehr reden? vielleicht weil es die schönste verpackung und manchmal sogar maske für die wichtigsten...die wunderbarsten...die weltveränderndesten und, ja, manchmal auch die schwersten drei worte überhaupt ist...






einen ganz besonderen brief erhielt ich vor einigen jahren anonym...ohne absender...namenlos...auf dickem cremefarbenen papier geschrieben landete er in meinem postfach...auch jetzt, ewigkeiten später, hat er seinen zauber nicht verloren....






liebster danielle




mit dir möchte ich gerne




-barfuß bei sonnenuntergang am meeresstrand spazierengehen, den warmen sand unter den füßen spüren, während von irgendwoher leise musik zu hören ist und die luft nach blüten duftet.




-mittags auf einer waldlichtung himbeeren pflücken, während die bienen summen, es nach waldboden riecht und nichts zu hören ist als das knacken von zweigen und weit von oben her ein fast lautloses flugzeug, das einen kondensstreifen an den himmel malt.




-eine großzügige, blau-weiß gekachelte küche haben, mit einem riesigen refektoriumstisch, auf dem an einem ende bücher und manuskripte ihren platz haben, während wir am anderen ende gemüse putzen, hasen spicken, äpfel schälen, rotwein trinken und dabei boccherini hören.




-in harry´s bar in venedig alle drinks probieren, die hemingway dort getrunken hat.




-bei strahlendem sonnenscheinin einem cabriolet die kurvenreichsten passstraßen der schweizer alpen befahren.




-einen rosengarten planen: rosenbücher wälzen, in stifters nachsommer lesen, die schönstensorten auswählen und beim züchter mit einem kleinlaster abholen.




-während der arbeitszeit schwänzen und in der ersten nachmittagsvorstellung im kino "casablanca" sehen- allein zu zweit.




-im aufsteigenden morgennebel an einem oktobertag pilze suchen an geheimen plätzen.




-nach einer grandiosen blues-session in einem überfüllten, verrauchten jazzkeller in der morgendämmerung ein frühstückscafe suchen.




-mich im dichtesten nebel in soho verlaufen, während du mir die geschichte von jack the ripper erzählst.




-zwetchgen, aprikosen, äpfel und pfirsiche, die dazu passenden schnäpse besorgen und tolle, geistreiche marmeladen kochen.




-vor dem feuer eines offenen kamins liegen, während wir uns wechselweise aus unseren lieblingsbüchern vorlesen.




-in einer warmen sommernacht am swimming pool eines toskanischen landhauses songs von elvis, dean martin, pat boone und marilyn monroe hören.




-unsere bibliotheken vereinen, den eigentlichen anlass vergessen, sich festlesen und darüber streiten , welche bücher bleiben und welche bücher aussortiert werden.








dieser brief erreichte mich vor ich weiß nicht wievielen jahren...und obwohl er ohne absender und ohne unterschrift daher kam ist er einer meiner absoluten lieblingsbriefe...vielleicht weil er so 1000% genau meinen geschmack trifft...weil ich so viele der darin beschrieben dinge schon mal getan und genossen habe...vielleicht weil er mich erreichte während ich eine toskanareise plante...vielleicht auch einfach nur weil ich das gefühl habe er wurde von einer verwandten seele geschrieben...einer person die genau so wild und leidenschaftlich ist wie ich...die gierig und neugierig ist...die voll begeisterung lebt ...mit und für die schönen dinge des lebens...ach ja...immer wenn ich ihn lese halte ich mich ans protokoll: rotwein und boccherini!

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