Wednesday, May 23, 2007

Kritiker und andere, scharfzüngige, Kreaturen

Letzte Nacht konnte ich nicht schlafen.
Ich schlafe auch sonst nicht sonderlich viel, aber im Normalfall hat diese Schlaflosigkeit erfreulichere Gründe.
Was erfreuliche Gründe sind? Eine neue heißblütige Eroberung ist z.B. ein sehr erfreulicher Grund nicht zu schlafen, besonders wenn der Grund nicht zickt wenn ich den Ruf meines eigenen Betts vernehme oder, falls mein eigenes Bett nicht ruft, am nächsten Morgen immer noch so heißblütig ist wie in der Nacht zuvor und darüber hinaus in der Lage ist Kaffee und perfektes Rührei zu machen. Selbst wenn das nicht im Bereich des Möglichen liegt ist es noch immer erfreulich, denn Frühstück kann ich zur Not auch selber machen.
Ein ebenso guter und willkommener Grund um nicht zu schlafen ist Alkohol...egal ob in Verbindung mit guten Freunden oder alleine...eine gute Flasche Wein oder Graskovka ist immer ein schöner Grund um sich dem Schlaf zu verweigern.
Donnerstags schlafe ich ebenfalls sehr wenig, donnerstags gehe ich nämlich seit Jahr und Tag mit meinem Cousin ins Kino, immer in die Spätvorstellung. Ist der Film schlecht schlafe ich meist bereits im Kino, ist er gut...nun, dann ist vor etwa halb drei Uhr am Morgen nicht an Schlaf zu denken, es sei denn ich schlafe bereits auf dem Nachhauseweg im Auto.
Jetzt stelle ich gerade fest das ich den wichtigsten Grund für Insomnia als letztes aufführe: Arbeit. Oft schlafe ich nicht weil ich nachts arbeite...wenn man schreibt und trinkt verfliegen die Stunden meist wie im Flug und wenn man sich richtig reinkniet dann ist man zwar total erschöpft wenn man sich im Morgengrauen in Richtung Schlafzimmer schleppt, aber man ist auch zufrieden mit sich . Wenigstens schaffe ich es mittlerweile ins Bett, als ich mit etwa 14 anfing regelmäßig zu schreiben wachte ich oft morgens auf und hatte die Tastatur im Gesicht kleben weil ich die ganze Nacht mit dem Gesicht auf der Tastatur gelegen hatte.
Oft schlafe ich auch schlecht weil ich sehr intensiv träume...es gibt wohl kaum jemanden der so plastisch und seltsam träumt wie ich. Ehrlich. Außerdem bin ich Meister darin mich mit immer wiederkehrenden Träumen rumzuärgern...z.Z. quäle ich mich schon seit längerem mit geradezu Homo Faber´esken Albträumen rum.

Aber das alles ist nicht der Grund der mich letzte Nacht vom genüsslichen schlummern abhielt.
Nein, es waren zwei Kommentare bzw. Kritiken über mich die mir den Schlaf raubten.
Eigentlich noch nicht mal wirklich über mich sondern viel mehr zu einem Artikel der über mir geschrieben wurde. Aber in dem Moment in dem dieser Artikel angegriffen wurde fühlte ich mich auch angegriffen. Zuerst war ich traurig, dann erbost...und irgendwann drei Stunden später hatte ich nicht übel Lust dazu in irgendeine Stadt im Norden zu fahren und einem kleinen, selbstgefälligen Mann seine Zigarre recht herzlich in seinem, pardon, Arschloch auszudrücken.
Ich meine was soll das denn? Ich bin furchtbar nett...geradezu liebenswert...außerdem unterhaltsam...und gut im Bett...und...verdammt warum mögen die anderen Kinder mich denn nicht?
Was soziale Kontakte angeht bin ich verwöhnt...aber nicht genug...den als Kind war ich furchtbar hässlich und unbeliebt...mit 16 änderte sich das alles...ich kam auf eine katholische Schule...diese sind...nun...gefährlich...ihr wisst ja was der Mix aus Schuluniformen und explodierenden Hormonen im Kontext zu religiös-moralischen Schuldgefühlen aus einem netten Jungen, der gerade seinen...ähm...Körper entdeckt, machen kann...genau, er lernt zu trinken und entdeckt nicht nur seinen eigenen Körper sondern recht schnell die Körper der "Mitinsassen" und des sogenannten "Lehrkörpers" und ist...Trommelwirbel*...plötzlich beliebt...das Ganze hält dann, wenn man es geschickt anstellt, länger an so das aus einem promiskuitiven Teenager ein beliebter Erwachsener wird.
Wie gesagt, ich bin schon etwas länger kein Teenager mehr und was Beliebtheit angeht recht verzogen. Um die wunderbare Miss Love zu zitieren : „ Ich möchte das Mädchen mit dem größten Stück Kuchen sein!“.
Jawohl...ich bin narzisstisch ohne Ende und mache das was ich anderen streng untersage ganz gerne: Ich sonne mich in meinem Aussehen und der entsprechenden Wirkung auf die Geschlechter.
Klar, in erster Linie möchte ich als intellektueller Mensch gesehen werden, aber wenn alle Stricke reißen erwarte ich, verwöhntes Balg das ich bin, das mein Gesicht das Kind schon Schaukeln wird.
Ich meine ..hallo? Habt ihr euch das Bild angesehen das über dem Artikel klebte?
Ich trage armani-schwarz, rauche eine Zigarette, meine Augen schneiden ein Loch ins Hirn des Betrachters und meine Finger sind so nah an meinen Lippen das es fast schon verboten aussieht. Jeder der dieses Bild ansieht denkt a) der De Santiago ist ja schon wieder total besoffen...schlimm die Jugend...und b) verdammt, der De Santiago macht schmutzige Sachen im Bett.
Jawohl, Sex sells...ist doch so, Sex verkauft alles...mittlerweile sogar Mineralwasser im Radio.
Neulich wurde ich in einem Interview gefragt ob ich mich für ein Magazin ausziehen würde oder ob ich mir dazu zu schade wäre.
Hölle...natürlich bin ich mir nicht zu schade dafür...schreiben ist mein Leben...aber wenn es da draußen so viele Leute gibt die besser sehen als denken können bin ich gerne bereit wahlweise mein Gesicht oder meine Geschlechtsmerkmale in die Kamera zu halten, quasi als bebilderte Untertitel zu meinen Geschichten...was man hat sollte man nutzen...

Und dann kommen einfach zwei böse Kritiker daher und lassen kein gutes Haar an mir, total unbeeindruckt von der ganzen Zigarette-Schlafzimmeraugen-Finger in der Fresse-Vorstellung werden da schwer ironische Geschütze aufgefahren und an mir, aasgeiermäßig, rumgepickt.
Also habe ich die halbe Nacht darüber gebrütet warum das so ist...das Problem hierhin und dorthin gewendet...um dann irgendwann zu merken das es egal ist...das es nichts bedeutet.

Warum?...weil ich ganz vergessen hatte wie lange es mir schon am Arsch vorbei geht was andere Leute von mir halten.
Klar höre ich mir die Meinung anderer Leute an, alles andere wäre ignorant, aber besagte Meinungen beeinflussen mein Handeln schon lange nicht mehr.
Ich stehe hinter allem was ich mache. Wie könnte ich 100% hinter mir stehen wenn ich mich von Kritiken ins Bockshorn jagen lassen würde?
Ich sprach mit einem Freund über das Problem...der fragte mich ob ich schon mal etwas vom Beruf des Lobschreibers gehört hätte...in meinem Kopf rasselte es...Applausspender...Klageweiber... aber Lobschreiber?...nö...nie gehört ! Den gibt es auch gar nicht, klärte mein Freund mich auf, es gibt nur Kritiker, belehrte er mich weiter und wies dann daraufhin das Kritiker nun mal tun was sie können: kritisieren!

Recht hat er.
Dann wurde mir klar wie oft ich solche Kritiken schon selber geschrieben habe. Sogar viel schlimmere Kritiken...gerade im Bereich Musik habe ich schon alles geschrieben was der liebe Gott verboten hat...und? Hat sich deswegen auch nur ein einziger untalentierter Musiker das Leben genommen? Nein. Sogar die unselige Marie Sernedingsbums hätte wohl, wenn sie meine Kritik gelesen hätte, nur ein paar erboste Tränen unterdrückt um dann weiter mit ihrer Rostige-Bastelscheren-Stimme ins Mikro zu jaulen.

Schlussendlich ist es egal...nur weil zwei – drei oder von mir aus auch fünfzig Kritiker mich nicht mögen geht die Welt nicht unter...nicht einmal meine, und das obwohl ich so ein Sensibelchen bin...also, lieber Kritiker Nummer 2...wie ein guter Bekannter von mir sagen würde: auch Du brauchst Jesus!...also sei mal ein bisschen lieb...

Amen & out

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