Wednesday, May 23, 2007

Mein lesbisches Auge Nummer 6

Ich werde noch total irre. Ich meine noch irrer als ich eh schon bin.
Letzten Monat bekam ich eine Nachricht aus dem Haus Konkursbuch.
Die wunderbare (und sehr nette!!) Regina N. teilte mir mit das man, pardon Frau, im K-Verlag beschlossen hatte meine Geschichte „ La Chocolata“ in deren Anthologie-Reihe „Mein lesbisches Auge“ aufzunehmen . Ich war überrascht. Nein, war ich wirklich! Ich hatte die Geschichte bereits vor über einem Jahr an den Konkursbuch-Verlag geschickt und bis zu diesem Zeitpunkt keine Antwort darauf bekommen. Um ehrlich zu sein war ich davon ausgegangen das ihnen die Geschichte nicht gefallen hatte und zum zweiten hatte ich etwa einen Monat danach festgestellt das in der Reihe MLA scheinbar nur Frauen veröffentlicht wurden. Oh the gendercard!!! Vom eigenen Geschlecht in den, pardon, sprichwörtlichen Arsch gefickt. Jetzt, Monate später dachte ich ehrlich gesagt gar nicht mehr daran und war dann um so überraschter als sich Regina bei mir meldete und mir mitteilte das ihnen meine Geschichte sehr gut gefallen hätte und sie „La Chocolata“ in das Buch aufnehmen wollten.
Ich spielte gerade mit Dirk House of Dead als ich die Nachricht bekam und gewann an diesem Abend haushoch weil mein Adrenalinspiegel vor Freude so hochgeputscht war.
Also wartete ich. Ich hörte nichts mehr von Regina. Etwa zwei Wochen darauf hatte ich mir meine Fingernägel bis zum dritten Gelenk jedes Fingers abgeknabbert.
Ich schrieb Regina noch einmal an. Sie teilte mir mit dass das Buch jetzt erst einmal zur Leipziger Buchmesse vorgestellt werden würde und dann am Anfang des Monats die Belegexemplare für die Autoren rausgehen würden. Ich freute mich . Sehr. Ich schätze den Konkursbuch-Verlag und sein Image und freute mich wahnsinnig darüber unter diesem Dach eine meiner Geschichten unterbringen zu können.
Der Monat kam, was nicht kam waren die Bücher. Mir war schlecht. Ich war sicher sie hatten kurz vor Druck einfach mal meinen Namen gegoogelt und entdeckt das ich, trotz femininen . Vornamens, ein Mann bin. Ich erzählte meiner Freundin Nelly davon. Nelly ist Lesbe, Powerfrau, Künstlerin und auch sonst alles was man nur sein kann, inklusive wunderschön und klug. Sie war aufgebracht und rügte mich damit das sie sagte ich solle endlich aufhören so zu tun als wäre ich eine „Leckschwester“. Tu ich das? Ich war mir keiner Schuld bewusst. Als ich die Geschichte einsandte hatte ich nicht überprüft ob sie nur Autorinnen annahmen. Der Name, beharrte Nelly darauf das ich mich verstellte und klimperte mit dem Eis in ihrem Glas. Der Name? Ich guckte sie irritiert an. Ja, antworte sie, der Name ist sehr irreführend. Es ist ein Frauenname! Na und? Ich wies Nelly darauf hin das in meinem Personalausweis, etwa 3 Zeilen unter Danielle, steht das ich ein Mann sei. Du könntest ihn ändern, sagte Nelly und zog eine Augenbraue hoch.
Hab ich schon versucht, winkte ich ab. Jahrelang habe ich vorgegeben Daniel zu heißen, es fühlte sich komisch an. Es gab Zeiten da war es mir unangenehm Danielle zu heißen. Wenn man Danielle heißt, kein Interesse an Auto-Quartett hat und darüber hinaus noch unter dem Sternzeichen der Jungfrau geboren wurde, dann...ja dann hat man in der Schule immer irgendwie mit irgendwem Ärger. Also nannte ich mich jahrelang Daniel...und gelegentlich behauptete ich sogar ich wäre Löwe. Dann irgendwann hatte ich die Nase voll davon. Immerhin war es mein Name und meine Eltern haben sich dabei wohl etwas gedacht als sie diesen Namen für mich aussuchten. Also zurück zu den Basics und wieder den eigenen Namen auf die Karte.
Außerdem, knurrte ich Nelly an, was soll das überhaupt? Jeder kann im Internet sehen das ich ein Mann bin. Ich habe genug veröffentlicht und im Zuge davon gibt es x Stellen wo man in meiner Bio nachlesen kann das ich ein „Junge“ bin. Dazu kommt noch das jeder die zum Geschlecht und Namen passenden Bilder im Net ergoogeln kann. Aber..., unterbrach mich Nelly. Nichts aber!, schnitt ich ihr das Wort ab, denn darüber hinaus handelt meine Geschichte von einem Mann der vorgibt eine Frau zu sein. Das alles ist ja wohl mehr als genug. Sprach´s und trank meinen Vodka aus.
Das ist wiederum schon eine Weile her. Ich googelte: Mein Lesbisches Auge Nummer 6...und fand es. Mit Autorenliste...ich stand nicht darauf. Sie haben es rausgefunden, dachte ich. Ich wartete noch ein wenig. Dann schrieb ich wieder die wunderbare Regina an. Sofort kam die Antwort. Sie war ganz erstaunt das ich noch keine Belege bekommen hätte, meine Adresse wäre evt. im Verlag verloren gegangen. Sie gab mir eine weitere Email-Adresse an die ich mich wenden sollte. Auch da kam postwendend eine freundliche Antwort zurück, diesmal allerdings von der zauberhaften Babette. Babette schrieb mir das sie meine Adresse tatsächlich nicht gehabt hätte und die Belege sofort rausgehen würden und spätestens Donnerstag oder Freitag bei mir ankommen sollten. Heute ist Donnerstag. Seit genau...3 Stunden und 41 Minuten warte ich auf den Postboten. Ich habe keinen Zweifel daran das mir Babette umgehend die Belege geschickt hat. Aber wird meine Geschichte darin sein?
Ich hoffe ja.

Amen &out.


Etwa eine Stunde später...

Gerade war der Kurier hier und hat mir zwei Ausgaben vom lesbischen Auge gebracht.
Ha! Ich bin drin. Meine Geschichte ist sehr schön illustriert und auch sonst ist das Buch wunderschön gestaltete.
Es ist das erste Mal das einer meiner Texte in einer Anthologie erscheint die nicht nur ein erotisches Image hat sondern auch sehr explizit illustriert und bebildert ist.
Das ist schon etwas anderes...ein wenig seltsam...auf eine tolle Art. Ich bin begeistert.
Was total lustig ist, ist die Tatsache das die eine Frau auf dem Cover aussieht wie G.
G. ist die Hauptfigur in meiner autobiographischen Geschichte „La Chocolata“. Sie ist Künstlerin und Mexikanerin, eine wundervolle, kluge und starke Frau.
Die Frau auf dem Cover hat einen dunklen Teint, trägt große Kreolen und hat ihr dunkles Ebenholzhaar zusammengesteckt. Sie umarmt eine andere Frau von hinten, umschlingt sie liebevoll und küsst sie auf die Wange. Man kann ihre Nase kaum und ihr Lippen gar nicht sehen. Das lässt viel Spielraum für die Imagination, so das es mir die Möglichkeit gibt G. in ihr zu sehen.

Amen & out

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