Montag, welcher auch immer
Gestern waren mein Cousin Dirk und ich bei Freunden eingeladen.
Sylvia und Andreas, besagte Freunde, haben im letzten Jahr ein Haus gebaut. In der Voreifel!
Außer Kühen und viel Grün gibt es da nichts, dementsprechend bekommen wir Navigationshinweise wie z.B. bei der dritten Kuh scharf abbiegen!!! Im Winter wird da nicht mal der Schnee geräumt und Geschäfte gibt es auch keine, wer ´nen Liter Milch will muss in die nächste Ortschaft fahren. Alles in allem ist es wie im Film Wrong Turn, allerdings mit weniger Bäumen und ausgelassener dekorierten Vorgärten, oder bei The Hills have eyes, aber mit mehr Bäumen und weniger Sand.
Man guckt aus dem Fenster und weiß vor lauter grün gar nicht wohin man gucken soll.
Das da hinten ist ein Brombeerstrauch, sagt Sylvia, zeigt auf ein Gestrüpp vor dem Fenster und sieht glücklich aus. Ich bin auch glücklich. Ich stelle mir schon vor wie ich am Telefon Einladungen absage: Hm, dieses Wochenende? Nein, tut mir leid, da fahre ich zu meinen Freunden....aufs Land!!
Also, ich freue mich auf den Abend bei Sylvia und Andreas, es werden noch andere Leute kommen auf die ich mich sehr freue, außerdem kocht die Dame des Hauses italienisch. Was will man mehr?
Wir sind also schon auf dem Weg ins Kuhgebirge als plötzlich das Telefon klingelt. Am anderen Ende ist Andreas. Ob wir noch Butter mitbringen könnten, möchte er wissen. Klar, also fahren wir den nächsten Supermarkt an. Dirk lässt mir die Wahl zwischen Pennymarkt und Lidl. Alle zwei Meter ändere ich meine Meinung, entscheide mich aber letztendlich für Lidl weil ich schon mal im Pennymarkt war und gespannt bin was es bei der Konkurrenz gibt.
Wir brauchen Ketchup! Und Alkohol! Bereits nach weniger als zwei Gängen ( Süßigkeiten und Spirituosen) habe ich die Butter vergessen. Ich will Campari und Martini! Außerdem Salsa und Relish. Neugierig beäuge ich gerade Prosecco in Dosen als mein Telefon klingelt. Ich gehe ran. Es ist mein Arzt. Ich bin zuerst total perplex. Warum ruft mein Arzt mich an? Er habe sich beim Skifahren das Bein gebrochen. Am nächsten Tag sollte ich eigentlich geimpft werden. Mir wird schlecht. Nicht nur das ich besagte Impfung total vergessen habe, nein ich werde sie nun auch von einem wildfremden Arzt bekommen.
Ob man damit nicht einfach noch warten könne bis mein Dottore zurück sei will ich wissen.
Nein, kommt die wenig einfühlsame Antwort. Mein Arzt kennt mich. Er weiß das ich wenn er nun auch nur ein bisschen nett ist nicht zu dem anderen Arzt gehen werde. Dummerweise weiß er wie heikel ich beim Thema Ärzte bin. Kommen Sie morgen zur Praxis und holen sie den Impfstoff und die Adresse ab, befiehlt er mir. Noch bevor ich die Kasse erreiche habe ich 2 von den ekligen Prosecco-Dosen geleert.
Der Gedanke zu einem fremden Arzt zu gehen bereitet mir Übelkeit. Als ich umgezogen bin brauchte ich drei Monate um mich darauf vorzubereiten zu meinen jetzigen Arzt zu gehen.
Ich gehe gerne dort hin, mein Arzt ist okay, er trägt pastellfarbene Oberhemden, in seinem Wartezimmer liegen die Park Avenue und die Vanity Fair aus. Er gibt sich Mühe cool zu sein und fragt mich immer um Rat. Er hat einen alten, total verwachsenen Avocadobaum, und seit ich ihm sagte ich hätte auch einen( meiner ist aber nicht so entstellt) fragt er mich immer wie man den Baum am besten pflegt. Ich habe keine Ahnung, gebe aber immer fleißig Ratschläge.
Wie gesagt, beim letzten Mal brauchte ich drei Wochen, jetzt habe ich nur eine Nacht um mich seelisch und moralisch auf den Besuch bei Dr. M. vorzubereiten.
Silvia und Andreas verstehen mich nicht. Ich will nicht von einem fremden Arzt untersucht werden und mir erst recht keine Spritze von ihm geben lassen. Ich verfluche meinen Arzt. Was ist das überhaupt für ein Arzt der Skifahren geht? Wo bleibt sein Sinn für Verantwortung? Kann er nicht irgendwas machen wobei man sich keine Beine bricht.
Ich brauche drei Tage um endlich das Medikament und die Adresse zu holen. Während ich warte fällt mir auf das etwas anders ist. Ich sehe mich um. Es dauert eine Weile bis mir klar wird das der Avocadobaum weg ist. Eingegangen verkündet die Sprechstundenhilfe. Mir wird wieder übel.
Ich folge den umständlichen Beschreibungen der Arzthelferin und finde schließlich heraus das die Praxis von Dr. M. direkt neben meinem Fitnessstudio liegt. Tolle Gegend für ein Gym, schlechte Gegend für eine Praxis.
Ich gebe meine Karte am Empfang ab und spähe vorsichtig ins Wartezimmer. Wie lange ich denn warten müsse, will ich wissen. Die Frau am Empfang guckt mich an als würde ich serbokroatisch sprechen. Ich könne nicht lange warten, ich habe einen wichtigen Termin vor Gericht, lüge ich. Sie guckt immer noch wie ein Auto. Erst als ich das Wort Kronzeuge zische scheint sie zu verstehen und schickt mich direkt ins Behandlungszimmer. Da warte ich dann.
Auf dem Tisch liegt die Bunte und informiert mich en detail über Liz Hurleys indische Hochzeit. Interessiert mich aber nicht. Weder die Bunte noch die Tatsache das die wunderschöne Liz nen Inder geheiratet hat. Selber schuld! Ich will nur raus. Ich mag keine neuen Ärzte. Ich habe mir vor ein paar Wochen beim Sport die „Juwelen“ gequetscht. Es tut immer noch weh. Eigentlich müsste ich zu einem Urologen. Seit fast einem Monat suche ich nach einem Urologen außerhalb der Stadt in der ich wohne. Warum? Ganz einfach , ich will den betreffenden Arzt nach der Untersuchung nicht zufällig in der Stadt treffen. Der Gedanke das mir der Arzt der vor kurzem noch meine Eier abgetastet hat in der Gemüseabteilung oder sonst wo begegnen könnte macht mich so fertig das ich die Bunte wieder auf den Tisch schmeiße. Dann betritt endlich Dr. M. den Raum. Ich bin beruhigt. Er trägt Gartenklogs und sieht aus als würde er im Notfall auch eine Kuh entbinden können.
Kann er aber nicht. Wie sich herausstellt kann er mir nicht mal meine Spritze geben. Er las die Gebrauchsanweisung des Medikaments. Dann nahm er einen Textmarker und strich einiges in der Gebrauchsanweisung an. Dann rief er in der Praxis meines Arztes an und befragte die Sprechstundenhilfe zur Dosierung des Medikamentes. Er nickte, er nickte noch Mal, dann legte er auf und las erneut die Gebrauchsanweisung, dann fragte er mich wie mein Arzt denn die Spritze dosiert hätte. Als ich mit den Schultern zuckte drehte er sich um, nahm ein großes blaues Buch aus dem Regal und begann erneut Tabellen und Dosierungsanleitungen zu studieren. Diskret schielte ich auf mein Handy nur um zu sehen das ich schon seit etwa 40 Minuten auf die verdammte Spritze wartete. Ich war mittlerweile fast schon an einem Punkt wo ich versucht war doch den Artikel über Liz Hurleys indische Ehezeremonie zulesen und mich so über traditionelle Tänze und indische Elefanten als Brauttransportmittel zu informieren als Dr. M. das dicke Buch zuschlug und beleidigt in meine Richtung schob. Ich zog erstaunt die Augenbraue hoch und sah ihn fragend an. Das wird nichts!, informierte er mich. Bitte?, hakte ich nach. Ich kann ihnen die Spritze nicht geben, ich weiß nicht wie man das macht , sagte Dr. M. und klapperte mit den Gartenschuhen. Dann bot er mir an mich zu einem weiteren Arzt zu überweisen, einem der mir ganz sicher die Spritze geben könnte, aber ich lehnte dankend ab, verließ schnellen Schrittes die Praxis und machte es mir in einem Cafe in der Nähe bei Vodka und einem Tartuffo gemütlich. Zum Teufel mit der Impfung, das wird wohl Dr. Gipsbein machen müssen sobald er zurück ist.
Amen & out.
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