Wednesday, May 23, 2007

LI-LA-LAUNE-LESBEN

Also...manchmal…da bin ich fast dazu geneigt zu glauben das es mit dem von mir so oft selbst atestierten und gelobten Intellekt doch nicht so weit her sein kann.
Ich meine...würde ein Mensch der auch nur für 5 Cent Verstand hat mit blutiger Nase in ein Haifisch-, pardon, Hai-Fischinnen-Becken springen?
Nö...natürlich nicht...gemacht hab´ ich es aber dennoch.
Neulich...neulich war in diesem Fall letzte Woche...war ich gerade auf dem Weg nach Hause.
Ich muss vorweg sagen das gerade von einer kleinen Feierlichkeit kam und den einen oder anderen großen Vodka im Kopf hatte.
Also... ich ging die Straße entlang und kam an diesem mit Fischen?...dekoriertem Schaufenster vorbei. Gemächlich schlenderte ich vorbei, nahm mir aber die Zeit die Details wahrzunehmen : Fische?...blau und gelb...Holztheke...Lampenketten...Gläser...großer Tisch...Frauen...mindestens fünf...sehr kurze Haare...kein Pumps in Sicht...dafür Flanellhemden und Polohemden...hier und da blitzte tarnfleckgemustertes...und plötzlich blitzte es auch in meinem durchweichtem Hirn...egal wie viel ich trinke, das Fehlen von Make up im Kontext zu Kurzhaarfrisuren und schwerem Schuhwerk/ Flanell bemerkt mein Radar sofort. Konnte es sein? Abrupt blieb ich stehen, drehte mich auf dem Absatz um und schlich zum Fenster zurück. Ich spähte vorsichtig über einen der großen Pappfische hinweg ins Innere...tatsächlich...da waren sie...tranken Bier und Kaffee...und bemerkten mich auch sofort. Betont unauffällig stolperte ich rückwärts in Richtung Deckung.
Was sollte ich tun? Hineingehen? Hallo sagen? Einen Zettel unter der Tür durchschieben? Erneut pirschte ich mich an und spähte durch das Fenster....verdammt...erneut spähten sie unter buschigen Augenbrauen zurück.
Was soll´s ?, dachte ich mir und ging, todesmutig weil angetrunken, einfach mal rein.
Sofort verstummte die Unterhaltung.

Ich: kann ich mal kurz stören? Ich hätte da mal ne´ Frage...
Die : Ja..wass´n ? ( geknurrt im mehrstimmigen Bariton)
Ich: Hmm...sind Sie ...Lesben?
Sofort polterten sie los...wie die Furien...die Tatsache das ich 190 bin und mehr Bartwuchs als sie habe outete mich als der Feind: guck mal Testikel...auf ihn mit Gebrüll...macht keine Gefangenen!
Die: Ja...haste ein Problem damit? Was issn das für ne´ Frage?
Ich: Nein...ich meine...kann eine von ihnen schreiben?

Da hatte ich was gesagt! Man verstand mich falsch und schienen zu glauben das ich an ihren intellektuellen Fähigkeiten zweifelte.

Die: motzen alle durcheinander
Ich: Sie...entschuldigen Sie bitte...Sie haben mich falsch verstanden...ich arbeite an einer lesbischen Anthologie und suche noch Autorinnen! ( verdammt. Hatte ich beim stundenlangen Genuss des N. C. I. S. denn nichts gelernt? Wer sich entschuldigt zeigt Schwäche!)
Die: Ja und? Das hier ist ein privates Treffen

Das verbale Gerangel ging noch eine Weile weiter und die Runde wurde immer aggressiver bis dann eine Dame aufsprang und zu mir eilte.
Nicht nur das sie einen Hauch von Toska und Perlen trug, nein, sie hatte wohl auch Mitleid mit mir stammelnden Idioten, riss einen Flyer vom schwarzen Brett, drückte ihn mir in die Hand und schubste mich zurück auf die Straße respektive in Sicherheit.

Vor meiner Nase schloss sich die Tür und etwa 16 Augenpaare musterten mich feindselig unter ungezupften Brauen und zwischen Pappfischen hindurch.
Schnell machte ich mich aus dem Staub. Erst Zuhause nahm ich mir die Zeit mir den Flyer anzusehen...es war das Programm des schwul-lesbischen Sport-Treffs.
Was sollte mir das sagen?
a) ich sehe schwul wahlweise lesbisch aus?...letzteres wohl nicht...würden sie denken ich sei ne Lesbe dann wäre die Begrüßung anders ausgefallen...ich meine eine Dyke mit meinem Aussehen dürfte doch wohl der Hit sein?

b) ich habe einen dicken Arsch und sollte es mal mit Sport versuchen?

c) probier es mal da...da gibt es viele Lesben..

Was auch immer...es war super dumm von mir in einen Treff für Truck Stop Lesben zu gehen.
Als ich ein paar Tage später meiner Freundin Nelly davon erzählte lachte sie mich aus. Als die Oberlesbe in meinem Freundeskreis kam ihr das natürlich total lächerlich vor.

Nelly: Warum machst Du denn so was? Du kennst dich mit Lesben nicht genug aus um einfach so und unvorbereitet deinen Fuß auf Feindinnenland zu setzen.
Ich( sehr erbost): Was soll denn das heißen? Natürlich kenne ich mich mit Lesben aus...ich bin mit mindestens 14 ( 14 von denen leider nur 5 „schreiben“ können) befreundet!
Nelly: Ja...genau...14...eigentlich nur 13...Steffi zählt nicht...die ist nur lesbisch weil es in ist...aber das sind alles Lipsticklesben...
Ich: Na und...Frau ist Frau und...
Nelly: Nichts aber...das sind zwei unterschiedliche Gruppen...wieso bist du da überhaupt reingegangen? Du kannst maskuline Lesben nicht leiden!

Da hatte sie was gesagt! Ich fühlte mich sofort in die Ecke gedrängt und als truck-lesbo-phob
geoutet.
Außerdem stimmt das so nicht. Früher...ja früher war das mal so. Früher konnte ich maskuline Lesben nicht leiden. Was wohl mit einer Geschichte aus meiner Kindheit zu tun hat.
Ich war etwa sieben Jahre alt als ich eines Abends mit meiner Mutter und meinem Stiefvater in einem Bistro saß. Ich muss vorweg nehmen das meine Mutter immer viele lesbische und schwule Freunde hatte so das ich mir schon als kleines Kind bewusst war das es mehr als nur die übliche Mann-Frau-Geschichte gab. Wir waren also in diesem Bistro und irgendwann kam diese „Frau“ an unseren Tisch...sie trug einen Bürstenhaarschnitt und ( es waren die späten 80iger) ein Holzfällerhemd. Sie machte meiner Mutter ein Kompliment für ihre langen schwarzen Locken. Meine Mutter fühlte sich geschmeichelt und bedankte sich. Irgendwie kam es dann dazu das die Frau plötzlich an unserem Tisch saß. Mein Stiefvater lud sie auf ein Bier ein und die drei Erwachsenen unterhielten sich angeregt. Immer wieder flirtete die Frau mit meiner Mutter...anfangs nur auf eine feine...witzige Art...aber je mehr sie trank um so aggressiver wurde ihre Anmache...irgendwann wollten wir dann gehen...die Frau war mittlerweile dank diverser Biere jenseits von gutem Benehmen und fing plötzlich an meine Mutter anzupöbeln. Was sie denn mit dem Dreckskerl wolle? Warum sie sich denn mit so einem Mann abgab? Als wir aufstanden sprang sie auf...griff nach meiner Mutter...eine Hand landete auf der Schulter meiner Mutter...die andere auf einer Brust. Was sie mit einem solchen Schlappschwanz wolle, fragte die Frau erneut...und da passierte es: die Kombination aus festhalten, der Hand auf der Brust meiner Mutter und dem Wort Schlappschwanz war zuviel für meinen Stiefvater. Er holte aus und gab der Frau eine Ohrfeige. Diese fiel auf den Hintern und plärrte sofort los was für ein Dreckschwein mein Stiefvater wäre, eine Frau zu schlagen...das wäre das Letzte!
Darauf erwiderte dieser nur in aller Ruhe das eine Frau die sich benimmt wie ein Kerl auch einstecken muss wie ein Kerl.

Es ist jetzt nicht so das mich diese Geschichte wahnsinnig geschockt hat, bis zu diesem Augenblick hatte ich weiß Gott schon schlimmeres erlebt, aber irgendwie denke ich bis heute das dieser Vorfall dafür sorgte das ich jahrelang keine maskulinen Lesben mehr mochte.
Alle meine Freundinnen sind Lipstick-Lesbians, zu deutsch: Lesben die sehr feminin sind und sich optisch nicht von anderen Frauen...von sogenannten „normalen“ Frauen unterscheiden. Sie tragen Kleider, lange Haare, hohe Schuhe und Make up.
Wann sich das änderte weiß ich gar nicht so genau. Irgendwann freundete ich mich mit einer Lesbe an die in einem Sexshop bei mir um die Ecke arbeitete und mich freundlich beriet als ich irgendwann, hochrot, nach irgendwas obskurem suchte und es nicht fand. Besagte Lesbe ist auch heute noch eine gute Bekannte von mir. Sie trägt nach wie vor ihr Haar sehr kurz, ist gepierced bis zum abwinken und ich habe sie noch nie in etwas anderem als Hosen und Turnschuhen gesehen. Außerdem spielt sie Schlagzeug und als ich sie kürzlich traf kaufte sie gerade eine Rolle Kabel...sie wollte Leitungen verlegen. Alles sehr maskulin...dennoch mag ich sie sehr gerne.
Danach kam diese andere Lesbe in die ich mich total verknallte und die mich in ein emotionales Chaos stürzte.
Als ich sie das erste Mal sah war mir nicht mal bewusst das sie eine Frau ist. Sie war eindeutig butch aber nicht auf diese „Frau versucht wie ein Mann auszusehen-Nummer“, vielmehr sah sie von Natur aus wie ein sehr hübscher Typ aus. Wie ein sehr hübscher Typ mit...ähm...Brüsten. Wie auch immer. Sie war heiß und hatte eine absolut scheußliche Freundin die mehr Kuh als Frau oder sonst was war und die sich ihr Deckhaar pink färbte und den Rest abrasierte. Ich habe nie mit dieser besagten sehr maskulinen und dennoch sexy Lesbe geredet...aber ein paar Tage lang drehten sich einige meiner privatesten Gedanken um sie und meine damalige Freundin...und natürlich mich.

Auf die gleiche Weise auf die man die Menschen heute nicht mehr einfach in hetero und...nicht hetero einteilen kann...kann man heute auch die Lesben nicht mehr einfach in butch und femme einteilen.
Auch hier haben sich diverse Untergruppen gebildet, meine liebste, gleich nach den Femmes sind Lesben die für sich einen sehr androgynen, modernen und dennoch erotischen Look konzipiert haben.
Und eben jene Lesben sind es auch die dafür sorgen das ich mir von Nelly nicht an den Kopf werfen lasse das ich keine maskulinen Lesben mögen würde.
Okay, die hennaroten Gesundheitsschuhträgerinnen sind nach wie vor nicht mein Fall....aber...man nehme zum Beispiel Jenny Shimizu. Die ist nicht nur maskulin und Asiatin ( auf Asiaten stehe ich nämlich im Normalfall auch nicht. Was aber eher mit deren Mentalität zu tun hat) sondern auch sehr maskulin...Exgespielin von Miss Jolie und, wenn ich mich recht entsinne auch von der ollen Madonna. Shimizu ist sehnig, hat gerne mal Motoröl unter den Fingernägeln und ist trotzdem höllisch sexy.
Oder Shane aus L-World ...sehr androgyn...und trotzdem sehr sexy...oder Amanda Moore...auch meine Freundin Trix ist das was man als butch bezeichnen könnte( wenn ich dafür jetzt mal keine verbraten bekomme). Sie spielt Gitarre, trinkt Campari-O und ist zwar kumpelhaft aber nicht das was ich als Truck Stop Lesbe oder Mannweib bezeichnen würde.
Egal...Trix...Shane...Amanda...Mister Shimizu...sie sind ungezählt die neuen coolen maskulinen Lesben, die Androgynen und die Lezbopunkdykes....und sie sind der beste Beweis dafür das ich nicht nur ´nen Draht zu den Femmes habe.
Ach ja...falls da draußen irgendwo Lesben sind die „schreiben“ können...bitte melden.

Amen & out

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